Der normale Wahnsinn

Im „befriedeten“ Kino Babylon Mitte führt die Geschäftsleitung weiter Krieg gegen die Beschäftigten

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Direkte Aktion 199 – Mai/Juni 2010

Der große Bruder schaut dich an

Editorial

Peter Hein: „1789 hat der Welt besser getan als 1989“

Peter Hein: „1789 hat der Welt besser getan als 1989“

Auf dem Altar der Arbeit

Mit dem KGB in den Kapitalismus

Tarife in schwerer See

Auf der anderen Seite von Hartz IV

Révolté

„Ein Tag ohne uns“

Kolumne Durruti

Catwalk

Das Gleiche in grün

Solidarität hilft siegen

§§§–Dschungel

Die Rechnung geht nicht auf

Die Rechnung geht nicht auf

Im Kampf

Leben wie in Büchsen

Leben wie in Büchsen

Struggle

Struggle

Abkehr von der Gewaltfaszination

Die Faust in der Schlinge

Sand in die Augen

Sand in die Augen

Belgrad 6: Anklage geändert – der Prozess geht weiter

Belgrad 6: Anklage geändert – der Prozess geht weiter

Der normale Wahnsinn

Kein Blackout

Sans papiers en France

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Die Vermessung der Arbeitswelt

Mampf im Klassenkampf

Mampf im Klassenkampf

Politische Kündigung

Politische Kündigung

Mehr als nur Streik und Aussperrung

Mehr als nur Streik und Aussperrung

Leiharbeit im Visier

Leiharbeit im Visier

Auch dieses Jahr wird die Linke Kinonacht wieder Besuch bekommen (Foto: Oliver Wolters)

Betriebsversammlungen im Babylon Mitte sind fast ebenso berüchtigt wie der Geschäftsführer des Kinos. Und dieser ließ sich ausnahmsweise am 31. März auch mal auf einer blicken. Nachdem er sich um alle Antworten auf die Fragen der MitarbeiterInnen in peinlicher Weise herumlaviert hatte („Warum wurden die Babylon-Service-Mitarbeiter nicht auf der Berlinale beschäftigt?“ – „Das hatte … verschiedene Gründe.“), bekam er richtig Feuer von der Belegschaft. Was für eine jämmerliche Personalpolitik es sei, Vollzeitler einzustellen, von denen manche Schichten von elf Stunden und mehr machen müssten, und dafür Teilzeitler einfach nicht mehr einzuteilen. Und dass das für niemanden gut sei, nicht für die Vollzeitler, nicht für die Teilzeitler, und erst recht nicht für den Betrieb.

Die Reaktion war typisch für Grossman: Der Mitarbeiter, der ihn am schärfsten „angegriffen“ hatte, bekam eine Abmahnung wegen zwei angeblicher Verspätungen vor über einem Monat. Die Befürchtung, dass dieser Kollege auf der Abschussliste steht, kommt nicht von ungefähr. Ein anderer Mitarbeiter, der auf der letzten Betriebsversammlung offene Kritik an der Geschäftsleitung geäußert hatte, wurde prompt anschließend ins Büro bestellt. Dort wurde ihm vorgeschlagen, sich „im Guten zu trennen“, was er empört ablehnte. Drei weitere Teilzeitler wurden in der nächsten Woche einfach gar nicht mehr in den Dienstplan eingeteilt, was durch den vehementen Einspruch des Betriebsrates (BR) aber zumindest in eine Schicht für jeden abgeändert wurde. Auf Nachfrage wurde ihnen gesagt, man hätte sie einfach vergessen. Alltag in dem durch einen Dumpingtarif von ver.di „befriedeten“ Haus.

Der alltägliche Wahnsinn am Rosa-Luxemburg-Platz mag vielleicht anhand folgender Liste verdeutlicht werden, die einige laufende oder unmittelbar anstehende Gerichtsverfahren in internen Angelegenheiten aufzählt:

Klage des Caterers gegen seine geplante unsaubere Entsorgung +++ Rechtsstreit des ehemaligen Caterers wegen seiner unsauberen Entsorgung +++ Klage zweier Teilzeitler gegen ihre Arbeitszeitreduzierung +++ Strafverfahren wegen Verletzung der Mitbestimmungsrechte des BR bei der Dienstplanung +++ Klage auf Unterlassung in derselben Sache +++ aktuell eine Einigungsstelle im Haus in derselben Sache +++ Strafverfahren wegen Benachteiligung von BR-Mitgliedern +++ Klage des BR wegen einer nicht bezahlten Schulung (die erste und einzige!) +++ Klage des BR auf Feststellung, dass die FAU Berlin betriebsverfassungsrechtlich eine Gewerkschaft ist +++ Berufungsverfahren der Geschäftsführung gegen die Feststellung, dass K&K und Babylon ein Betrieb sind +++ Klage des BR wegen Verletzung der Mitbestimmungsrechte bei der Einstellung eines der Vollzeitler.

Das sind lediglich die Verfahren, die uns bekannt sind. Und die Verfahren gegen die FAU Berlin sind da nicht mitgerechnet. Zudem endete gerade das Kündigungsschutzverfahren einer Mitarbeiterin gegen ihren fristlosen Rauswurf wegen angeblichen Lohnbetrugs mit einem Vergleich und einer Entschädigung von 1.300 Euro. Aber Geld für die Umsetzung des Flächentarifvertrages sei nicht da.

Wir von der Betriebsgruppe werden es uns nicht nehmen lassen, zusammen mit der FAU Berlin wieder bei der „Linken Kinonacht“ am 8.Mai präsent zu sein. Denn die Berliner Linkspartei hält den Laden, den sie „befriedet“ hat, offensichtlich immer noch für ein alternatives, möglicherweise sogar linkes Kino, für dessen Erhalt jedes Opfer billig ist. Aber wir sind nicht billig. Und wir sind keine Opfer. Wir werden uns weiter gegen die neoliberalen Täter, ihre Praktiken und Unterstützer wehren – im Babylon und anderswo.

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