Kolumne Durruti

This entry is part 10 of 31 in the series Direkte Aktion 199 – Mai/Juni 2010 Direkte Aktion 199 – Mai/Juni 2010 Der große Bruder schaut dich an Editorial Peter Hein: „1789 hat der Welt besser getan als 1989“ Auf dem Altar der Arbeit Mit dem KGB in den Kapitalismus Tarife in schwerer See Auf…

This entry is part 10 of 31 in the series Direkte Aktion 199 – Mai/Juni 2010

Direkte Aktion 199 – Mai/Juni 2010

Der große Bruder schaut dich an

Editorial

Peter Hein: „1789 hat der Welt besser getan als 1989“

Peter Hein: „1789 hat der Welt besser getan als 1989“

Auf dem Altar der Arbeit

Mit dem KGB in den Kapitalismus

Tarife in schwerer See

Auf der anderen Seite von Hartz IV

Révolté

„Ein Tag ohne uns“

Kolumne Durruti

Catwalk

Das Gleiche in grün

Solidarität hilft siegen

§§§–Dschungel

Die Rechnung geht nicht auf

Die Rechnung geht nicht auf

Im Kampf

Leben wie in Büchsen

Leben wie in Büchsen

Struggle

Struggle

Abkehr von der Gewaltfaszination

Die Faust in der Schlinge

Sand in die Augen

Sand in die Augen

Belgrad 6: Anklage geändert – der Prozess geht weiter

Belgrad 6: Anklage geändert – der Prozess geht weiter

Der normale Wahnsinn

Kein Blackout

Sans papiers en France

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Die Vermessung der Arbeitswelt

Mampf im Klassenkampf

Mampf im Klassenkampf

Politische Kündigung

Politische Kündigung

Mehr als nur Streik und Aussperrung

Mehr als nur Streik und Aussperrung

Leiharbeit im Visier

Leiharbeit im Visier

kolumne_durruti_ms.jpgDie Welt, in der ich lebe, wird mir immer enger. In Restaurants darf ich nicht mehr rauchen, in Kneipen eigentlich auch nicht, da geht es auch schon dem Alkoholischen an den Kragen. Nichts wird uns mehr gegönnt.

Früher ging es keinen Chef etwas an, wie viel Bier seine Angestellten während der Arbeitszeit tranken. Und in manchen Arbeitsverträgen waren den Arbeitern und Arbeiterinnen sogar Mindestmengen Alkohol garantiert, den Glasbläsern zum Beispiel, die in der heißen, trockenen Luft rasch durstig wurden. Da hatte auch der geizigste Boss Verständnis dafür, dass so ein hart schuftender Prolet seine zwei, drei Liter frisch Gezapftes braucht bei der Arbeit. Berühmt sind von daher auch die alteingesessenen, tschechischen Glashütten, die mit eigenen Hausbrauereien ausgestattet waren. Diese brauten exklusiv für die Glasbläser, welche obendrein ein Anrecht darauf hatten, den Humpen direkt an den Platz gebracht zu bekommen. Übrig geblieben davon ist nur ein bisschen Folklore für die Touristen. In anderen Ländern, wie etwa der Schweiz, sind derlei Passagen in Arbeitsverträgen von Glasbläsern dahingehend abgeändert worden, dass aus dem Wörtchen „Bier“ kurzum „Mineralwasser“ wurde. Wie traurig.

Zuletzt geht es nun den Trinkrechten der Brauer an den Kragen. Nun, wovon reden wir? Es ist ein hier und da gültiges Privileg der Belegschaft einer Fabrik, über das selbst erzeugte Produkt verfügen zu können, in einem gewissen Rahmen zumindest, für den Eigenverbrauch, versteht sich. Das ist in manchen Keksfabriken so, beim Schraubendrehen, bei Autoreifen, wieso also soll Bier da eine Ausnahme bilden?

Weil es schlecht ist, moralisch verderbend und der Gesundheit abträglich. So schimpft nicht nur der Zeitgeist, so dachte auch die Chefetage der dänischen Carlsberg-Brauerei. Anfang April ordnete sie an, dass ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Kopenhagen nur noch während der Mittagspause Bier trinken dürfen. Doch wie viele Gläser schafft man schon in einer dreißigminütigen Pause? Während der man ja auch noch was essen will? Eben, es ist ein Hohn! Und darum traten 800 erzürnte Brauereiangestellte in den Streik. Und die 200 BierwagenfahrerInnen erklärten sich mit ihnen solidarisch und streikten gleich mit.

Bislang wurde nicht bekannt, ob Carlsberg einlenkt; der Streik ist unterbrochen, bis das Management zu den Forderungen Position bezieht. Es ist eine eigenartige Lehre der Geschichte, dass man den Menschen alles nehmen kann, die Freiheit, den Frieden, aber will man ihnen ihr Alltagslaster vergällen, brennen die Barrikaden. Als Gorbatschow aus moralisch hehrem Grund, der Volksgesundheit wegen nämlich, den Wodkaverzehr drosseln wollte, sprach bald niemand mehr in Russland seinen Namen ohne Zorn aus. Das Ende kennen wir. Ebenso bekannt ist, dass die Prohibition die USA in die wohl schwerste innenpolitische Krise ihrer Geschichte stürzte, oder dass in Bolivien die Massen fest wie eine Mauer hinter dem Präsidenten stehen, weil dieser gegen das Koka-Verbot kämpft.

Sie werden einlenken, sonst streiken morgen die Kneipen, die Supermärkte, die Tankstellen. Und übermorgen steht Dänemark in Flammen. Denkt daran, werte Carlsberg-Manager, wenn ihr über die Forderungen der Streikenden beratet. Ihr habt keine Chance!

Direkte Aktion 199 – Mai/Juni 2010

„Ein Tag ohne uns“ Catwalk

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