Konfliktsozialisierung

Engagierter Gewerkschafter initiiert erfolgreiche Selbstorganisierung an Berliner Schule. Ein Erfahrungsbericht

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Direkte Aktion 207 – Sept/Okt 2011

„Komm auch Du zur Schwarzen Schar!“

Editorial

Editorial

DGB und ÖGB entdecken die CallCenter

DGB und ÖGB entdecken die CallCenter

Wir zahlen für ihre Krise

Dasselbe in Grün

Dasselbe in Grün

Kolumne Durruti

Meldungen aus der FAU

Meldungen aus der FAU

Catwalk

Tu etwas Gutes!

Betriebsschließung trotz Profit

Betriebsschließung trotz Profit

§§§-Dschungel

Ein Schulterschlüsschen

Geringes Interesse an Kriegsdienst

Geringes Interesse an Kriegsdienst

Rote Karte für Gelben Riesen

Rote Karte für Gelben Riesen

Bildung extrem

Sie wollen uns zu Maschinen machen!

Wut ist nicht alles – Empörung auch nicht…

Der Rubel rollt ins Haifischbecken

Meldungen aus der IAA

Tour de Revolte

Tour de Revolte

Ackern im Reaktorwasser

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Masel Tov für Riot Dog!

Masel Tov für Riot Dog!

Was geht ab?

Was geht ab?

Gesichter der Revolte

Hausverbot im Jobcenter

Hausverbot im Jobcenter

Sektenführer in der Motorrad-Gang

Sektenführer in der Motorrad-Gang

Der große Bruder schaut dich an

Aufgelesene Bruchstücke eines Mosaiks

Unter Deutschen

Bloß jeglichen Anreiz vermeiden

Bloß jeglichen Anreiz vermeiden

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Die Krise zwischen Krieg und Revolte

Den guten Schein nicht wahren

Konfliktsozialisierung

Konfliktsozialisierung

Finger weg vom Streikrecht!

Finger weg vom Streikrecht!

Längere Zeit war es an der Schwedischen Schule in Berlin üblich, dass die Lehrkräfte keine schriftlichen Arbeitsverträge hatten, unbezahlte Überstunden leisten mussten und bei Klassenfahrten unzureichend vergütet wurden. Die DA bat einen in der Bildungssektion der FAU Berlin organisierten Lehrer von seinem persönlichen wie auch dem allgemeinen Konflikt um die Arbeitsbedingungen zu berichten, der durch seine Sozialisierung einen erfolgreichen Verlauf nahm.

Seit dem Sommer 2010 arbeite ich als Lehrer an der Schwedischen Schule. Die schlechten Arbeitsbedingungen führten schnell dazu, dass ich mich mit meinen KollegInnen zu wehren begann. Der Schulleitung wurde ich als gewerkschaftlich Organisierter bald ein Dorn im Auge. Mein Vertrag war auf ein Schuljahr befristet, und Ende Mai bekam ich den Bescheid, dass mein Arbeitsvertrag nicht verlängert werden würde. Fortan war ich „arbeitsbefreit“. In Anwesenheit meiner KollegInnen musste ich die Schlüssel abgeben und das Gebäude verlassen.

Ich entschied mich daraufhin, einen Brief an die Eltern zu schreiben, in dem ich sie über das ganze Drama aufklärte und ihnen vorschlug, an die Schuldirektorin und den Vorstand zu schreiben, um ihre Meinung kundzutun. Bald schon füllte sich mein Posteingang mit Mails von Eltern und SchülerInnen, das Telefon lief heiß und die Kinder gründeten sogar eine Facebook-Gruppe: „Wir wollen Johnny behalten“. Die Eltern trafen sich und diskutierten über Strategien, wie mir ein Weg zurück ermöglicht werden könne. Die Selbstorganisierung war in vollem Gange.

Anfang Juni schlugen dann 20 Eltern in der Schule auf, um ihren Unmut zu demonstrieren. Sie drohten, das Gebäude nicht zu verlassen, bevor eine Lösung für dieses Problem gefunden würde. Nach einem vermittelnden Gespräch zwischen mir, meinem Anwalt, dem Vorstand, dem Sprecher der Schulleitung und der Elternvertretung bekam ich am darauffolgenden Tag meinen Arbeitsplatz zurück.

Dieser Konflikt offenbarte, welch sprengende Wirkung durch soziale Verankerung erreicht werden kann. Gewerkschaftliche und nicht-gewerkschaftliche Selbstorganisation gingen Hand in Hand. Nicht nur wurde mein Arbeitsvertrag verlängert, auch viele der Veränderungen, für die wir uns gemeinsam engagierten und streikten, sind eingetreten: Ab Herbst werden alle Arbeitsstunden und auch Klassenfahrten bezahlt, das lang ersehnte Arbeits- und Lehrerzimmer wird eingerichtet, schriftliche Verträge werden Standard. Eine Mut machende Erfahrung.

Direkte Aktion 207 – Sept/Okt 2011

Den guten Schein nicht wahren Finger weg vom Streikrecht!

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