Editorial

This entry is in the series Direkte Aktion 208 – Nov/Dez 2011 Direkte Aktion 208 – Nov/Dez 2011 Editorial Wobblies bündeln Kräfte in der Dienstleistungsbranche Der große Bruder schaut dich an Rückzug ohne Einsicht §§§-Dschungel Mit einer Klappe Kolumne Durruti Magyaren völlig meschugge Meldungen aus der FAU Frei im Mai Gewerkschaft von Unten Catwalk Mit…

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Direkte Aktion 208 – Nov/Dez 2011

Editorial

Editorial

Wobblies bündeln Kräfte in der Dienstleistungsbranche

Wobblies bündeln Kräfte in der Dienstleistungsbranche

Der große Bruder schaut dich an

Rückzug ohne Einsicht

§§§-Dschungel

Mit einer Klappe

Mit einer Klappe

Kolumne Durruti

Magyaren völlig meschugge

Magyaren völlig meschugge

Meldungen aus der FAU

Meldungen aus der FAU

Frei im Mai

Gewerkschaft von Unten

Catwalk

Mit Essen spielt man nicht!

Mit Essen spielt man nicht!

Depressiv und ausgebrannt

Faule Früchte zu hohen Preisen

Wer das Brot bezahlt und wer den Abwasch macht

Wer das Brot bezahlt und wer den Abwasch macht

Precarium Perpetuum Mobile

Gewerkschaften im Krieg

Di Schwarzi Chatz

Keine Glückssache

Keine Glückssache

48 Stunden Generalstreik in Griechenland

Hunger – Katastrophe, Protest und Medienereignis

Auf das Rathaus die rote Fahne!

Gegen das teure Leben

Gegen das teure Leben

Ihre Show heißt Kapitalismus

Detroit: Von der Motown zum Urban Farming?

Nach oben ducken, nach unten knüppeln

„Die Verarmung wird überhaupt nicht wahrgenommen“

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Teure Bundeswehrreform

Teure Bundeswehrreform

Friede, Freude, Eierkuchen

Friede, Freude, Eierkuchen

Und weil der Mensch ein Mensch ist, braucht er was zu Essen bitte sehr …

Und weil der Mensch ein Mensch ist, braucht er was zu Essen bitte sehr …

1 2 3 – Occupy

1 2 3 – Occupy

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Die Eroberung des Brotes“ heißt ein zentraler Text Pjotr Kropotkins, und Rudolf Rocker lieferte mit „Der Kampf ums tägliche Brot“ 1925 einen Klassiker des Anarchosyndikalismus ab. „Brot und Butter“ forderten die US-amerikanischen Wobblies, und „Bread and Roses“ nennt sich einer der populärsten Filme von Ken Loach. Das sind nur einige von zahlreichen Indizien dafür, dass das Brecht’sche „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ kein Manko der Arbeiterbewegung ist, sondern dass die Notwendigkeit der Befriedigung von Grundbedürfnissen – und hier steht die Ernährung sicher an erster Stelle – der sprichwörtliche „Ursprung der Revolte“ ist.

Die Arbeiterbewegung, nicht nur die syndikalistische, ist groß geworden in solchen Brotrevolten oder Food Riots. Der britische Historiker E.P. Thompson hat das in seinem Beitrag über die „Moralische Ökonomie“ im 18. Jahrhundert beschrieben. Amüsanterweise sind das in Deutschland oftmals Bierrevolten gewesen. Wir haben uns gegen das Klischee entschieden und beschreiben das Phänomen am Beispiel des Hamburger Sülzeaufstands von 1919 (siehe Auf das Rathaus die rote Fahne!).

„Revolte“ ist ein Stichwort, das die Medien weiter dominiert. Schlagzeilen macht die „Occupy“-Bewegung, die sich nicht nur von der Wallstreet bis Frankfurt am Main erstreckt, sondern virtuell auch von der Sesamstraße bis ins Legoland, wie die ARD-Tagesschau zu berichten wusste. Dabei geben sich die Massenmedien wie üblich geschichtslos. Nicht nur vergessen sie die oben angedeutete Geschichte der Revolten, nein, sie haben offenbar schon die Ereignisse des Frühjahrs in Tunesien, Ägypten und den anderen unruhigen Ländern ad acta gelegt. Griechenland etwa habe mit Dimítris Kotzarídis am 20. Oktober seinen ersten Toten gehabt (vgl. 48 Stunden Generalstreik in Griechenland) – der Tod von Alexandros Grigoropoulos im Herbst 2008 scheint vergessen bzw. hat vermeintlich nichts mit der Krise zu tun – so wie wir es offenbar mit einer ganz neuen „Eurokrise“ zu tun hätten, die keinerlei Verbindung zur US-amerikanischen „Immobilienkrise“ aufweise. „Occupy WallStreet“ ist eine Bewegung, die in der Tradition der hier behandelten Kämpfe um Grundbedürfnisse steht. In den USA geht es bei diesen Protesten teilweise um die nackte Existenz, ganze Städte stehen leer, während Zeltstädte im Stil der krisenhaften 1930er Jahre entstehen. Die Motive der Menschen, die an der Wallstreet zelten, sind also gar nicht so verschieden von jenen, die den „Brotrevolten“ in Afrika zugrunde liegen (vgl. Gegen das teure Leben, Hunger – Katastrophe, Protest und Medienereignis).

Insofern ist unser Schwerpunkt zur Ernährungsfrage die konsequente Fortsetzung des letzten DA-Schwerpunkts „Krise und Revolte“. Gleichwohl müssen wir uns an dieser Stelle wundern. Denn seitdem wir im Redaktionskollektiv diesen Schwerpunkt beschlossen haben, steht das Thema „Ernährung“ so sehr im Fokus der Öffentlichkeit wie lange nicht mehr: Günter Jauch debattiert darüber, Dokumentationen gibt es auf sämtlichen Sendern, und Baden-Württemberg widmet dem Thema eine Landesausstellung. Wie üblich, werden wir in der DA aber Aspekte beleuchten, die euch trotz des momentanen Hypes um das Thema nicht in sämtlichen Massenmedien präsentiert werden. Hier geht es vor allem um die soziale Frage, die sich dahinter verbirgt.

Torsten Bewernitz (Redaktion Hintergrund)

Direkte Aktion 208 – Nov/Dez 2011

Wobblies bündeln Kräfte in der Dienstleistungsbranche

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