Ein Aufrechter durch die Zeiten

Des letzten Rätsels Lösung: Fritz Scherer, Anarchosyndikalist in vier deutschen Staaten und guter Geist der Bakuninhütte

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Direkte Aktion 209 – Jan/Feb 2012

Der lange Arm der türkischen Justiz

Der lange Arm der türkischen Justiz

Von Döner und Menschen

Editorial

Editorial

Arbeit und Krieg

Arbeit und Krieg

Durchbruch im Süden

Durchbruch im Süden

Alles wie immer, nur schlimmer

Keine Arbeit ohne Lohn!

Ein Aufrechter durch die Zeiten

Kolumne Durruti

Wundersame Stalinismusheilung durch Geschichtsphilosophie?

Betreuung als Verfolgung

Meldungen aus der FAU

Mit Angestellten spielt man nicht

Catwalk

Transzendental meditierend auf dem Friedenspfad

Meldungen aus der IAA

Der lange Weg zurück

Kaputt Mundi…?

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Marginalisierung in Serie

Amsterdam hat „ausgekrakt“

Ratlosigkeit auf allen Seiten

Ratlosigkeit auf allen Seiten

Internationalismus und Antiimperialismus von unten

Tschau Tschesku!

Tschau Tschesku!

Sich geringfügen heißt lügen

Sich geringfügen heißt lügen

„Fair spielen und fair verlieren war ein ethisches Gebot“

Arm, sexy, xenophob?

Arm, sexy, xenophob?

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Sonne, Strand und Sexarbeit

Gleich schlechter Lohn

Gleich schlechter Lohn

§§§-Dschungel

§§§-Dschungel

Wie macht man es richtig im Falschen?

Wie macht man es richtig im Falschen?

Der große Bruder schaut dich an

Fallstricke nationaler Befreiung

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Hau bloß ab!

AntifaschistInnen in Hannover im Visier der Soko 19/2

AntifaschistInnen in Hannover im Visier der Soko 19/2

Vom Protestcamp zum Generalstreik

Utopische RealistInnen

Fritz Scherer als junger Mann (Quelle: Wanderverein Bakuninhütte e. V.)

Auch die Aufrechten müssen sich manchmal wegducken, wenn es hageldick kommt. „Fritze“ (1903-1988), wie seine Freunde ihn nannten und wie er selbst in Briefen oft unterzeichnete, das war ein selten Aufrechter. Der Sturm des autoritären Zeitgeistes konnte ihn zwar biegen, aber nicht brechen.

Fritz Scherer, ein kleiner drahtiger Mann, war nicht auf den Mund gefallen. Als belesener Buchbinder hatte er auf Schusters Rappen die damals so erreichbare kleine Welt erkundet. Der Erste Weltkrieg und die Arbeitskämpfe des frühen 20. Jahrhunderts hatten ihn sich auf die Seite der idealistischen Jugend- und Wanderbewegung und der anarchistischen ArbeiterInnen-Bewegung schlagen lassen. Als wandernder Geselle Mitglied der FAUD, knüpfte er überall Beziehungen. So auch in Meiningen, Thüringen, wo FAUD-Mitglieder auf einem bewaldeten Bergrücken einst die „Bakuninhütte“ erbauten. Fritz wurde zeitweilig ihr Hüttenwart und blieb lebenslang im Herzen mit ihr verbunden. Erst durch ihn erfuhr die Nachkriegsgeneration von dem Bau, der nach drei Beschlagnahmungen durch drei deutsche Staaten wieder zurückgekauft werden musste. Nach Zeiten als SS- und Polizei-Hütte wird die Bakuninhütte nun wieder eine libertäre Wanderhütte, nach dem Sinn ihrer ErbauerInnen. Fritz‘ Grabstein steht nun als Gedenkstein dort.

Fritz hatte Nazi-Reich und Krieg als Buchbinder der Berliner Feuerwehr glücklich überlebt. Notgedrungen unauffällig lebend, fertigte er trotzdem Widerstandsflugblätter. Auch hielt er Kontakt mit FAUD- und Anarch(a)genossInnen und half vielen Menschen mit Rat und Tat und Lebensmittelpäckchen, insbesondere Familien von inhaftierten oder kriegsgeschädigten GenossInnen. Von 1941-45 wurde Fritz noch Sanitäter. Ausgerechnet in Meiningen kam er als Kriegsgefangener an und mit Hilfe von Genossen frei.

Viele anarchistische und verbotene Bücher, sowie anderes historisches Material, rettete der Buchbinder über den Krieg. Ende der 1960er erhielt Fritz aus Meiningen sogar das Bakuninhüttenbuch, das er liebevoll restaurierte.

Nach dem Krieg knüpfte „Fritze“ sofort wieder per Brief und Besuch Beziehungen zu überlebenden AnarchistInnen. Er versuchte zusammen mit ihnen den Anarchosyndikalismus in „Trizonesien“, Berlin und der SBZ wiederzubeleben – lange Zeit vergeblich. Zu viele waren dahin und die Bürden der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges legten allzu viele Hindernisse in den Weg. Erst in der rebellischen „1968“er Zeit ergaben sich lebendige Kontakte zu jungen GenossInnen. Der alte erfahrene Anarchosyndikalist händigte ihnen nach und nach das unter Lebensgefahr gerettete Vermächtnis der deutschen libertären Bewegung aus.

Als 1988 der „A-Laden Berlin“ eröffnete, nannte dieser seine Bibliothek „Fritz-Scherer-Gedenkbibliothek“, zu Ehren des kleinen großen Mannes, Freundes und Genossen, der gerade von uns gegangen war.

Direkte Aktion 209 – Jan/Feb 2012

Keine Arbeit ohne Lohn! Kolumne Durruti

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