Die Chemieschichter

Bunaklopper, Beschäftigte des „VEB Chemische Werke Buna“ arbeiteten unter schwersten Bedingungen

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Direkte Aktion 212 – Juli/August 2012

„Bei euch sitzt man ja immer nur im Knast“

Du bist Deutschland, „… ich bin Residenzpflicht“

Editorial

Renovierung des CNT-Lokals in Paris

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„Die Widersprüche sind die Hoffnung“

Kolumne Durruti

Bleibet daheim und vermehret euch!

Bleibet daheim und vermehret euch!

§§§-Dschungel

Unter der blauen Limette

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Stempel zum Streik

Brummis machen mobil

Süß wie Maschinenöl

Antimilitaristisches Camp in Husum

Sick? Organize!

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„Ein Franco mit Bart“

Freizeit als Rendite des Fortschritts

Tarifpoker der Sozialpartner

Nestlés mörderische Machenschaften

An jedem verdammten Freitag!

Social Dictatorships

50 Jahre für die Belegschaften

Ich-AG war gestern

Die Chemieschichter

Die Chemieschichter

Globalisierungskritik revisited?

Der große Bruder schaut dich an

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Kidnapping im Arbeiterparadies

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Meldungen aus der IAA

Meldungen aus der IAA

Maloche nach Maß

Catwalk

Meldungen aus der FAU

Meldungen aus der FAU

Arbeiten wie ein Uhrwerk!

Arbeit ist das halbe Leben, Ordnung das andere. Der eine oder andere „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ im Bunawerk in Schkopau, dort wurde hauptsächlich synthetischer Kautschuk für die Gummiproduktion hergestellt, nahm sich diesen Spruch zu Herzen und sorgte für die Übererfüllung der Arbeitsnorm. Ihre Arbeitsmoral konnte auch durch monotone Schichtarbeit oder gefährliche Tätigkeiten mit Chlor, Quecksilber und Salzsäure nicht getrübt werden.

„Politisch weniger bewusste“ Arbeiter entwickelten schon ihre Zweifel, an brenzligen Punkten im Werk kam es oft zu schweren Verletzungen und sogar Todesfällen, da die Technik teilweise aus den 20-er Jahren stammte. Doch an aktive Gegenwehr war nach der Niederschlagung der Streiks 1953 nicht mehr zu denken. Aber einige Bunaklopper (oder Bunabelzer), wie die männlichen Schichtarbeiter des Werkes in der Region Halle-Merseburg genannt wurden, sorgten dafür, dass die Arbeitsnormen, die die Kombinatsleitung von ihnen verlangte, einfach nicht eingehalten wurden. Wer zu früh die Pause beenden wollte, wurde zur Entspannung angehalten.

Jedoch eine aktive gewerkschaftliche Tätigkeit außerhalb des staatstreuen Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) war so gut wie unmöglich. Jede oppositionelle Organisation wurde von der Staatssicherheit überwacht. Umweltschutz und Widerstand gegen gefährliche Arbeitsbedingungen hätten ein gutes Anliegen der Belegschaft des Bunawerkes werden können, doch eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen hat sich nicht entwickelt.

Zu tief saß wohl auch die Identität als Arbeiter, der für „Frieden und Sozialismus“ Tag für Tag in den Schichterzug steigt, um das Plansoll zu erfüllen.

Die Buna-Werke in den fünfzigern (Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-22020-0001 / Junge, Peter Heinz / CC-BY-SA)

Mit dem plötzlichen Ende der DDR und dem Zusammenbruch der chemischen Industrie in Mitteldeutschland wurden auch die Biografien der Bunaklopper durcheinander gewürfelt. Wer jung war und sich auch vor der Wende nicht vorstellen konnte in dieser stinkenden Chemiebrühe zu versauern, nutzte die Chance für einen Neuanfang.

Wer alt war, wurde meistens auf „Kurzarbeit-0“ gesetzt und danach von „Maßnahme“ zu „Maßnahme“ geschickt. Von den vormals 18000 Beschäftigten im Bunawerk wurde nur ein Bruchteil von dem amerikanischen Chemieriesen „Dow Chemical“ übernommen, der das Werk mit Hilfe der Treuhand sanierte.

Wer heute noch als alter Bunaklopper dort arbeitet, wird bei Arbeitskonflikten auf Grund seiner Erfahrungen mit den Rationalisierungswellen wahrscheinlich ebenfalls keinen aktiven Widerstand leisten. Außerdem werden heute keine „Aktivisten der sozialistischen Arbeit“ mehr gesucht, die das wirtschaftspolitische Plansoll erfüllen, sondern Experten, die sich selber vermarkten „wollen“, um im Wettbewerb zu bestehen.

Direkte Aktion 212 – Juli/August 2012

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