Kollektiver als kollektiv

Das Premium-Cola-Kollektiv berichtet über sein Kollektivverständnis. Eine Replik auf eine syndikalistische Kritik

This entry is part 5 of 39 in the series Direkte Aktion 215 – Jan/Feb 2013

Direkte Aktion 215 – Jan/Feb 2013

Editorial

Anarchismus Update und Buchtipp: Anarchistische Welten

„Kunst ist kein Pizza-Service“

Monozid

Kollektiver als kollektiv

Kollektiver als kollektiv

Kolumne Durruti

Poesie ist die Alternative zum Kapitalismus

Wie die Krise Genossen macht

Wie die Krise Genossen macht

Ein gefährlicher Job!

Catwalk

Neulich beim Fantasy Filmfest

Der große Bruder schaut dich an

Liebe und Massaker

Spiegel oder Werkzeug

Digital ist besser?

Über die Organisierung

Print macht pleite?

Print macht pleite?

Das Syndikat der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter

Außerparlamentarisch, unten, links

CINEMA! ITALIA!

Sprengstoff für die EU

Bauer sucht FAU

Bauer sucht FAU

Meldungen aus der IAA

Freund und Helfer

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Die Arbeiterbewegung – reif für‘s Museum?

Nullnummer auf dem Arbeitsmarkt

Nullnummer auf dem Arbeitsmarkt

Lizenz zum Senden

Magdeburger Prozess im Fall Oury Jalloh

„Der Tag der Entlassung war schlimm“

Frei, flexibel, abgezockt

Frei, flexibel, abgezockt

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Groteske im Leiharbeiterland

Groteske im Leiharbeiterland

Kleiner Aktionstag im Herzen der Bestie

Leistung? Schutz? Recht?

Das Mittel der Wahl

In der Defensive

Meldungen aus der FAU

Flexibles Tarifgebiet

Flexibles Tarifgebiet

In der letzten DA gab es einen kritischen Artikel zum Premium-Kollektiv. Wir, die Redaktion von Betrieb und Gesellschaft, haben uns dazu entschieden, im Rahmen einer kontroversen Diskussion dem Premium-Kollektiv einen Gastbeitrag zu ermöglichen. Unsere LeserInnen wollen wir ermutigen, sich kritisch über den Begriff des Kollektivs, wie er auch in der DA häufig Platz fand, auseinanderzusetzen. Im Sine einer weiterführenden Debatte empfehlen wir insbesondere den Hintergrundbeitrag zur Auseinandersetzung mit dem Konsensprinzip.

Ein Artikel von Uwe aus dem Premium-Kollektiv, dessen Beitrag mit allen im Konsens abgestimmt wurde.

Das Premium-Cola-Kollektiv trifft seit über elf Jahren Entscheidungen per Konsensdemokratie, bildet aber formal kein Kollektiv. Inhaber ist eine Einzelperson – Hää?

Wir organisieren und verkaufen Premium-Cola, -Bier und -Kaffees, mit dem Anspruch, Wirtschaft in besser (stabiler, menschlicher, nachhaltiger) vorzumachen. So kommen wir mit kollektiv geführten Lokalen in Kontakt, die uns dann z.B. mitteilen, dass sie „beim Einkauf primär auf wirtschaftliche Kriterien achten“ müssten, und sich „keine falsche Rücksichtnahme leisten“ könnten. Wir sollen also günstiger anbieten (und zugleich anständige Löhne zahlen) oder fliegen raus. Der Unterschied zwischen kollektiven und „normalen“ Betrieben? Für uns nicht erkennbar. Die Abgrenzung von „Kollektiv“ und „die Anderen“ greift viel zu kurz in unserer hochgradig vernetzten Wirtschaftswelt; alles was mensch darin tut oder nicht tut, wirkt sich irgendwo aus. Niemand ist extern. Also brauchen wir eine andere Form, in der irgendwie alle mitbestimmen können, egal ob sie formal zu etwas gehören oder nicht.

Das ist die Grundidee. Alle Beteiligten (LieferantInnen, HerstellerInnen, DienstleisterInnen und HändlerInnen) arbeiten frei in Ort und Umfang, eine Kontrolle von Arbeitszeiten findet nicht statt, nur die Ergebnisse werden gemeinsam beurteilt. Dabei gibt es weder Verträge noch weisungsgebundene Angestellte, sodass jedeR jederzeit gehen könnte, die oder der unfair behandelt würde. Das ist aber kaum möglich, da alle Beteiligten potenziell zum Kollektiv gehören und gleiche Mitbestimmungs- und Vetorechte haben, auch die KonsumentInnen.

Die formale Macht eines Inhabers (oder Inhaberkollektivs) wird so weitgehend aufgehoben. Zwar könnte er sich jederzeit darüber hinwegsetzen – nur würden dann große Teile des Kollektivs aussteigen, und das Projekt braucht sie letztlich doch alle. So kann Wirtschaft in besser funktionieren, ohne ein „wir intern“ und „die da extern“ – kollektiver als kollektiv.

Unsere Struktur ist nicht perfekt, formal wie operativ; keine ist das. Auch wir brauchten zwei Mal Not-Entscheidungen, weil kein Konsens möglich war: Kunst auf den Etiketten-Rückseiten, ein Satz auf den Vorderseiten. Alles andere haben wir hinbekommen, nie einen Rechtsstreit gehabt, das soll mal jemand nachmachen. Wir bitten sogar darum, und freuen uns über weiteren Austausch.

Direkte Aktion 215 – Jan/Feb 2013

Monozid Kolumne Durruti

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert