Kolumne Durruti

Alltagsgeschichten aus dem real existierenden Kapitalismus

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Direkte Aktion 218 – Juli/August 2013

Patriarchales Erbe: Kirche und Knechte

Patriarchales Erbe: Kirche und Knechte

Editorial

Symbolischer Streitfall

…es geht voran!

…es geht voran!

Das System ILVA

Kolumne Durruti

Kolumne Durruti

Selbstverwaltung ohne Gott

Selbstverwaltung ohne Gott

Catwalk

Opium als Impulsgeber

Taqwacore

Die Gewerkschaft für ein Halleluja?

Die Gewerkschaft für ein Halleluja?

§§§-Dschungel

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Nationalisten machen den Anti-Marx

Nationalisten machen den Anti-Marx

Funktionäre, die über Leichen gehen

Funktionäre, die über Leichen gehen

Afrika, Mexiko

Afrika, Mexiko

Der große Bruder schaut dich an

Na dann Prost!

Na dann Prost!

„Reiche kommen halt nicht ins Reich Gottes“

Riots in Stockholm

Im Osten was Neues

Im Osten was Neues

„Was dem Mittelalter das Kloster, das kann uns Modernen das Gefängnis sein“

Vielleicht ist alles ganz anders?

„Die anarchistische Nacht“

„Die anarchistische Nacht“

Bad Religion?

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Ding Dong, die Hexe ist tot!

Erich-Mühsam-Preis für Edition AV

Kondome kontra Kreuze

Auf Pilgerfahrt zum Tarifvertrag

Auf Pilgerfahrt zum Tarifvertrag

Von der Bürgerbewegung zur rechten Hand Gottes

Von der Bürgerbewegung zur rechten Hand Gottes

Brüder sind keine Genossen

Brüder sind keine Genossen

Verkehrte Welt in Paris

Verkehrte Welt in Paris

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Meldungen aus der FAU

Meldungen aus der FAU

Segensreiche Sozialpartnerschaft

Segensreiche Sozialpartnerschaft

Änderungen beim Minijob

Änderungen beim Minijob

„Geiles Label sucht cooles Kollektiv“

Matthias SeiffertManche Menschen stöhnen selbst im fortgeschrittenen Alter darüber, bestimmte Bereiche des Alltags nie so richtig verstanden zu haben: warum Flugzeuge fliegen können, wie die bewegten Bilder auf den Fernseher kommen oder wer eigentlich das Internet regiert. Mir ging es da stets anders, fand ich Physik doch meistens recht einleuchtend. Jenes alltägliche Phänomen, das mir fortwährend Rätsel aufgibt, ist und bleibt vielmehr die Religion. Genauer gesagt, religiöse Menschen im Allgemeinen und Frömmigkeit im Speziellen. Und obwohl ich mich jahrelang intensiv damit beschäftigt habe, sind mir die meisten zentralen Begriffe des Religiösen fremd geblieben.

Denn ich bin Atheist, möchte ich sagen, doch stoße ich damit schon auf das nächste Hindernis. Heutzutage scheint kaum jemand mehr zu wissen, was das bedeutet. Als ich zwei Mormonen, die mich auf offener Straße missionieren wollten, mittels dieses Wortes möglichst rasch klar machen wollte, wie aussichtslos es sei, mich davon zu überzeugen, dass ihre Auslegung des Christentums den anderen überlegen sei, nickte der eine und sagte: „Ich verstehe, ein Anti-Christ“. „Nein, Atheist, A-the-ist“, betonte ich in der Hoffnung, er habe es nur mit den Ohren. Aber es nutzte nichts. Der arme Mann bewegte sich in einem Weltbild, das nur Menschen mit wahrem und irrigem Glauben kannte. Menschen ganz ohne religiösen Bezug waren für ihn buchstäblich nicht vorstellbar. Und das beschränkt sich nicht auf missionswütige Eiferer.

So widmete der ansonsten von mir so geschätzte Sender ARTE dem Atheismus einen seiner berühmten Themenabende. Im Hauptprogramm lief eine Dokumentation, die vorgab zu erklären, was Atheismus sei und was Atheisten denn so umtriebe. Zur Sprache kamen Menschen, die ihren Glauben verloren hatten, unter anderem ein ehemaliger Pfarrer und eine ehemalige Nonne aus Ruanda, die aufgrund selbst erfahrener Gräuel mit ihrem Gott Schluss gemacht hatten. Es schloss sich eine Diskussionsrunde an, die der Frage nachging, wodurch man seinen Glauben verlieren könne und ob das wirklich so schlimm sei.

Das also haltet ihr für Atheismus: vom Glauben Enttäuschte, die sich von Gott abwenden? Um dies ein für alle Mal klarzustellen: ich habe niemals geglaubt, schon gar nicht an (einen) Gott; nun gut, an den Weihnachtsmann schon, aber zählt das? Schon meine Großeltern waren Atheisten, und ich bin vollkommen religionsfrei aufgewachsen.

Dass das von mir so geliebte Weihnachtsfest auch einen religiösen Bezug hat, wurde mir erst im Erwachsenenalter klar. Und auch, dass ich ein bestimmtes Vokabular, das zahlreiche Personen um mich herum ganz selbstverständlich verwenden, nie wirklich verstehen werde. Was meint ihr eigentlich, wenn ihr von der Seele sprecht? Verstand, Bewusstsein? Irgendwie nicht, aber was dann? Oder nehmen wir einfach einmal diese ganzen religiösen Gleichnisse. Noch nie konnte ich damit was anfangen. Wer einen Splitter im Auge trägt, hat keinen Makel, sondern ein ernstes Problem, und braucht dringend Hilfe; stattdessen verweist die Bibel auf einen Balken, den man im eigenen Auge hätte. Ein sehr, sehr sonderbares Bild, das sich meiner Vorstellungskraft entzieht. Wovor soll ich gerettet werden (und warum heißt es „errettet“), und wovon erlöst? Worin besteht denn nun die „Frohe Botschaft“, die angeblich verkündet wird? Und wieso beginnt jeder Absatz in der Bibel mit „und“? Und was?

Ist es vorstellbar, dass wir es hier schlicht mit jahrtausendealten Übersetzungsfehlern zu tun haben? Ich fürchte, nein.

Direkte Aktion 218 – Juli/August 2013

Das System ILVA Selbstverwaltung ohne Gott

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