Restriktionen und Protest

SexarbeiterInnen brauchen gewerkschaftliche Solidarität

This entry is part 20 of 28 in the series Direkte Aktion 226 – Nov/Dez 2014

Direkte Aktion 226 – Nov/Dez 2014

„Louise Hires A Contract Killer“

Editorial

Kampagne gegen Aelia Duty Free

Betest du noch oder kündigst du schon?

Kolumne Durruti

Catwalk

„Weil die Mittage von den Chefetagen stürzen wie Steine“

Tarifflucht an der Uni

Tarifflucht an der Uni

Hoch lebe sie – die Anarchie!

Und die Räder steh‘n nicht still…

Knast als gewerkschaftsfreie Zone?

Knast als gewerkschaftsfreie Zone?

„Klar ist, dass der BAYER-Konzern unter demokratische Kontrolle gestellt werden muss“

Und täglich grüßt Shenzhen

Einheitlich für Autonomie

Einheitlich für Autonomie

Struggle

Recht haben, Recht bekommen und Geld bekommen

Nur langsam voran

Solidarität mit Kobane, aber wie?

Solidarität mit Kobane, aber wie?

Italiens Abschied vom Kündigungsschutz?

Italiens Abschied vom Kündigungsschutz?

Sichere Herkunftsländer?

Restriktionen und Protest

Union-Busting fängt im Kleinen an

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Direkte Aktion statt sozialpartnerschaftlicher Mauschelei

Mehr als kleine geile Firmen

Ist das die Überwindung?

Wenn die Bürgerwehr dreimal klingelt

Wenn die Bürgerwehr dreimal klingelt

Die Geburt des Syndikalismus…

SexarbeiterInnen sollen sich nach den Plänen von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) künftig bei jeder Kommune an- und abmelden müssen. Angeblich soll diese Maßnahme ihrem Schutz dienen. „Die Anmeldepflicht macht sie zu Objekten weiterer Einschränkung ihrer bürgerlichen Rechte. Es geht um Überwachung, nicht um Schutz“, heißt es in einem Aufruf, der von SexarbeiterInnen aus verschiedenen Ländern sowie zahlreichen Einzelpersonen unterzeichnet und Anfang November in verschiedenen Tageszeitungen, unter anderem in der taz veröffentlicht wurde. Unter den unterzeichnenden Organisationen findet man etwa die Sexworker aus Österreich und das Kollektiv zur Verteidigung der Rechte der

Demonstration gegen Zwangsregistrierung und „Hurenpaß“ im August in Berlin

SexarbeiterInnen aus Spanien. Aus Deutschland haben ebenso die Rote Hilfe Nürnberg, verschiedene Datenschutzorganisationen, der Bundessprecherrat der Linksjugend Solid und der Bundesvorstand der Piratenpartei den Aufruf unterschrieben. Gewerkschaftliche Gruppierungen hingegen sucht man dort vergeblich.

Verbot statt Solidarität?

Liegt der Grund vielleicht darin, dass in Teilen der feministischen Bewegung und auch in gemischten linken Zusammenhängen noch immer das Prostitutionsverbot diskutiert wird? Dabei wird gern immer wieder betont, dass nicht die SexarbeiterInnen sondern die Freier bestraft werden sollen. Dass ihnen damit allerdings die Ausübung ihres Berufes verunmöglicht werden soll, wird dabei in Kauf genommen. „Wenn es um käuflichen Sex geht, geraten auch Linke gern mal aus der Fassung“, kommentiert der Publizist Markus Liske diese Debatten in einem Beitrag in der Zeitung Nolo, dem „Magazin für freiwillige Selbstentgrenzung“, der zum 80. Jahrestag der Ermordung von Erich Mühsam erschienen ist.

Arbeitskampf der SexarbeiterInnen

Dabei gäbe es vor allem für gewerkschaftlich organisierte Linke genügend Möglichkeiten, sich mit den SexarbeiterInnen und ihren Forderungen zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen nicht nur theoretisch zu solidarisieren. Kaum öffentlich wahrgenommen war der Arbeitskampf bei einem großen deutschsprachigen Portal für sexuelle Dienstleistungen mit dem bezeichnenden Namen Kaufmich.com im Sommer 2014. Die Auseinandersetzung entzündete sich an Neuregelungen des Portals, die für die SexarbeiterInnen mit großen Umsatzeinbußen verbunden waren. Danach sollten nicht angemeldeten BesucherInnen der Webseite nur eine Telefonnummer, angemeldeten Besuchenden die Nummern von drei SexarbeiterInnen täglich angezeigt werden. Bei kostenpflichtigen Premium-Mitgliedern der Webseite sollten die Nummern auf 15 täglich beschränkt werden.

Kurz nach der Einführung dieser neuen Regelung begann der Protest der SexarbeiterInnen, weil sich massive Umsatzeinbußen ergaben. Als Gegenmaßnahmen haben einige SexarbeiterInnen ihre Telefonnummern an verschiedenen Stellen ihres Profils online gestellt und damit eine bewusste Regelverletzung vollzogen. Aus Solidarität beteiligten sich daran auch KollegInnen, die selber ihre KundInnen gar nicht über das Internet akquirieren. Daraufhin wurden die Profile der Protestierenden versteckt. Sie wurden bei Suchanfragen von KundInnen nicht mehr berücksichtigt. Auch ihre Blogartikel und Kommentare tauchten auf der Webseite nicht mehr auf. Obwohl die Auseinandersetzung zwischen SexarbeiterInnen und Portalbetreibenden von Kaufmich.com alle Merkmale eines Arbeitskampfs trug, gab es aus linken und gewerkschaftlichen Zusammenhängen kaum Reaktionen. Trotzdem hatten die protestierenden KollegInnen Erfolg. Die Portalbetreibenden erhöhten die Zahl der Kontakte für die nicht angemeldeten NutzerInnen wieder. Das Portal sexarbeiterinnenprotest.blogsport.eu informiert über diese und andere Arbeitskämpfe in der SexarbeiterInnenbranche. Es wird Zeit, dass es gewerkschaftliche Solidarität auch von außerhalb gibt.

Direkte Aktion 226 – Nov/Dez 2014

Sichere Herkunftsländer? Union-Busting fängt im Kleinen an

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert