Ver(un)sicherung für Hebammen

Ein Kommentar von Silke Bremer

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Direkte Aktion 223 – Mai/Juni 2014

Von Dienstbotinnen, Bufdis und Herdprämien

Post aus Kiew

Editorial

Taksim – eine unabgeschlossene Geschichte

Das proletarische Vorspiel zu 1968

Klassenkämpferische versus korporatistische Gewerkschaft

Sorge dich nicht, pflege

Kolumne Durruti

Der kommende Ausstand

Der kommende Ausstand

Catwalk

Catwalk

Ver(un)sicherung für Hebammen

Meldungen aus der IAA

Kulturguerilla

Keine „soziale Feuerwehr“

Keine „soziale Feuerwehr“

Widerstand in der Kontrollgesellschaft

§§§-Dschungel

§§§-Dschungel

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Struggle – Nachrichten von der Klassenfront

Madige Werkverträge

Wer soll denn das bezahlen?

Das Unsichtbare sichtbar machen

Die WM im entfremdeten Land

Minijob heißt nicht Minirechte

Proletarisches Theater im Jahr 2014

Migration in die Entfremdung

Die neue Speerspitze der ArbeiterInnenbewegung

Live in Szene

Live in Szene

Das vergessenste Land Europas

FAU-Ticker

FAU-Ticker

„Man muss auch sagen, wofür man ist“

Meldungen aus der FAU

Meldungen aus der FAU

Nachrichten aus der Gesellschaft

Nachrichten aus der Gesellschaft

Böll-Stiftung endgültig unterlegen

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Im Juli 2015 wollte die letzte Versicherung aus den verbleibenden Versicherungskonsortien der Hebammen aussteigen. Für freiberufliche Geburtshelferinnen würde es in Deutschland dann keine Haftpflichtversicherung mehr geben. Hausgeburten, Geburten in Geburtshäusern und häusliche Vor- und Nachsorge wären nicht mehr möglich. Dagegen regte sich zuletzt vielfältiger Protest, der von Elterninitiativen und Hebammenvereinigungen getragen wird. Der Druck auf die Bundesregierung war immerhin so groß, dass diese sich verpflichtet fühlte, die Versicherungen zu einer Lösung zu drängen. Nun hat sich eine Gruppe von Versicherungen bereit erklärt, die Hebammen bis Mitte 2016 zu versichern. Die ohnehin schon unbezahlbaren Haftpflicht-Prämien sollen aber um weitere 20 Prozent auf über 6000 Euro pro Jahr steigen. Was als kurzfristige Lösung verkauft wird, bedeutet für die freiberufliche Geburtshilfe doch nur den langsamen Tod. Denn wenn die Prämien so hoch sind, dass der Lohn nicht mehr zum Leben reicht, müssen viele Hebammen schon vor 2016 ihre freiberufliche Tätigkeit aufgeben. Langfristig würde sich das Problem so von selbst erledigen.

Durch die in den letzten Jahren um ein Vielfaches gestiegenen Prämien sind die Arbeitsbedingungen der freiberuflichen Hebammen ohnehin schon prekär. Die Zentralisierung der Geburtshilfe in Krankenhäusern bedeutet aber nicht etwa eine Verbesserung. Die meisten Kreißsäle funktionieren nur noch mit unterbezahlten Beleghebammen oder schließen in ländlichen Gebieten gleich ganz. Frauen wird so die Selbstbestimmung verwehrt, wo und wie sie ihr Kind zur Welt bringen möchten. Denjenigen, die gerne in vertrauter Umgebung entbinden wollen, wird indirekt noch unterstellt, sie gefährdeten sich und das Kindeswohl. Denn die Versicherungen begründen die gestiegenen Beiträge mit höheren Schadenssummen nach Komplikationen bei der Geburt. Der Hebammenverband stellt jedoch klar, dass die höheren Kosten auf qualifiziertere medizinische Versorgung bei eventuellen Geburtsschäden zurückzuführen sind. Die Kalkulation der Versicherungen und Krankenkassen in der kapitalistischen Marktwirtschaft lautet aber: Wie viel Kosten verursacht ein Mensch im Laufe seines Lebens? Obwohl die Krankenkassen in den letzten Jahren hohe Gewinne verbuchen konnten, wird die gesundheitliche Unterversorgung in der BRD weiter ausgebaut. Das betrifft eben nicht nur die freiberuflichen Hebammen, sondern auch die Beschäftigten in den Krankenhäusern.

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