Tief im Subsubsumpf

FAU Freiburg und polnische Bauarbeiter erkämpfen vor Gericht ausstehenden Lohn

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Direkte Aktion 233 – Jan/Feb 2016

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Tief im Subsubsumpf

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In Arbeitskämpfe um Lohnraub am Bau sind in den letzten Jahren einige Syndikate der FAU involviert gewesen. Da war der Kampf von polnischen Bauarbeitern in Dortmund sowie die aktuellen Kampagnen um die „Mall of Shame“ in Berlin und „Bezahlt Vladimir“ in Dresden. Allen diesen Kämpfen ist gemeinsam, dass sie im prekären Milieu migrantischer Arbeitskräfte stattfinden. Oft haben es die um ihren Lohn geprellten Arbeiter mit einem Subunternehmensgeflecht zu tun, auf das sie mit einer Vielzahl von Kampfformen reagierten.

So auch in Freiburg: Getrennt von den übrigen Arbeitern wohnte der Vorarbeiter Mari mit dem polnischen Subunternehmer Mariusz Prucnal und seiner Prokuristin zusammen. Nachdem wochenlang kein Lohn gezahlt worden war, drängten ihn die beiden dazu, die Arbeiter auf der Baustelle offen zu belügen. Im Streit zog Mari daraufhin in einen Wohncontainer auf der Baustelle. Sodann begann ein fünftägiger Streik auf der Baustelle des Luxusstudentenwohnheims Campo Novo. Der Vorarbeiter suchte Unterstützung für den Arbeitskampf und stieß im Internet auf die FAU Freiburg. Mari schrieb eine Mail mit der Bitte um Hilfe.Das Syndikat war rasch zu entflammen für den Kampf. Die erste Mahnung an den Arbeitgeber blieb jedoch unbeantwortet. Daraufhin warf die FAU Freiburg ihre medialen Netzwerke an und siehe da – das Echo auf die Vorkommnisse bei Campo Novo war groß. Radio Dreyeckland brachte mehrere Interviews, unter anderem mit Mari, und auch der SWR und die Badische Zeitung berichteten. Nach und nach offenbarte sich auch das undurchsichtige Unternehmensgeflecht auf der Baustelle: Die Generalbauunternehmerin des Studentenwohnheims war die Züblin AG. Diese beauftragte die Klum GmbH in Bad Camberg mit der Installation von verschiedenen Gewerken. Klum gab einen Teil dieses Auftrags an den polnischen Subunternehmer Prucnal weiter.

Unternehmen wollen sich aus der Verantwortung ziehen

Im Oktober 2014 kam es dann mit Unterstützung der FAU zu einer ersten Verhandlung vor dem Freiburger Arbeitsgericht, das mit einem Versäumnisurteil zu Gunsten der Arbeitnehmerseite endete. Allerdings war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass es schwierig werden würde, das Geld in Polen einzutreiben. Prucnal war abgetaucht und auch die Arbeiter waren wieder zurück in Polen. Die Kommunikation war schwierig und lief allein über den Vorarbeiter. Deshalb trafen am Ende nur sechs von 14 Prozessvollmachten ein.

Weil die Tätigkeiten im Sanitärbau stattgefunden hatten, die zum Baunebengewerbe gehören, galt die Generalunternehmerhaftung nicht. Damit zerschlug sich die Hoffnung, juristisch auch die Züblin AG oder die Klum GmbH belangen zu können, die sich stattdessen aus der Verantwortung zogen. Die Prozesse zogen sich bis zum Mai 2015 hin und endeten unter anderem mit drei Vergleichen, in denen Prucnal einen Teil seiner Ausstände an Klum abtrat. Begleitet wurden die Prozesse von zwei Flugblattaktionen am Studentenwohnheim, die als Reaktion den Kontakt zu einer Facebook-Gruppe einbrachten, in der sich BewohnerInnen organisiert hatten. Außerdem hielt die FAU mehrere Redebeiträge auf Freiburger Demos, in denen sie den Fall der polnischen Bauarbeiter immer wieder in Erinnerung rief.Auf der juristischen Ebene war der Kampf erfolgreich, obwohl kein Anwalt hinzu gezogen wurde. Insgesamt erstritt die FAU Freiburg gemeinsam mit den Bauarbeitern 14.000 Euro ausstehenden Lohn. Doch die Klum GmbH will sich ihrer Verantwortung aus den Abtretungsansprüchen entziehen. Als die FAU diesbezüglich den Druck verschärfte, drohte die Firma mit einer Unterlassungserklärung, auf die die Gewerkschaft jedoch gelassen und geharnischt reagierte: „Unverständlich ist es, dass Unternehmen wie Klum und Züblin, die im deutschsprachigen Raum Großbauten errichtet haben, keinerlei Verantwortung übernehmen, wenn es um die Entlohnung ihrer mit den Prachtbauten beauftragten Beschäftigten geht.“ Dennoch warten die polnischen Bauarbeiter – genauso wie ihre rumänischen Kollegen aus Berlin – immer noch auf ihren sauer verdienten Lohn.

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