„Ein Freund derjenigen, die auf der Suche nach Alternativen sind“

Lutz Schulenburg (Verleger, Edition Nautilus) zu Erich Mühsam

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Direkte Aktion 198 – März/April 2010

Editorial

Musikalische Neuinterpretation

Selbsterforscht

Selbsterforscht

Der große Bruder schaut dich an

Eine Menge Holz

Eine Menge Holz

Déjà-vu im Arbeitskampf

Déjà-vu im Arbeitskampf

Keine Arbeit ohne Lohn!

Keine Arbeit ohne Lohn!

Union Dynamite

Sind wir nicht alle ein bisschen Tabak?

Sind wir nicht alle ein bisschen Tabak?

„Denen muss in den Arsch getreten werden!“

Kolumne Durruti

Kolumne Durruti

Big Sister is watching you

Ohne Substanz

Ohne Substanz

Vom Widerstand zur Revolution

Mindestlohn-Debatte: Eile mit Weile

Mindestlohn-Debatte: Eile mit Weile

Catwalk

British Airways versucht, Streik zu verhindern

British Airways versucht, Streik zu verhindern

Impressionen der Solidarität

Das Selbstbewusstsein aller Réfractaires

Das Selbstbewusstsein aller Réfractaires

„Die Gewerkschaft hat uns ein würdiges Leben ermöglicht“

100 Jahre in den Archiven

§§§-Dschungel

Andere Länder, andere Sitten

Chefverseucht

Chefverseucht

Einfach brillant

Kampflos zum Tarifabschluss

Kampflos zum Tarifabschluss

Beißend echt

Pessimistische Texte in der Revolte

Der „Sturm“ der Karlsruher Richter

Der „Sturm“ der Karlsruher Richter

Opposition in der Sesselgewerkschaft

Vier Kreuze pro Minute

DGB und CGB kämpfen um Leiharbeit

DGB und CGB kämpfen um Leiharbeit

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Die Sklaverei unserer Zeit

„Ein Freund derjenigen, die auf der Suche nach Alternativen sind“

(Noch) keine Haft für FAU-Sekretäre

(Noch) keine Haft für FAU-Sekretäre

Wunsch- und Alptraum nah beieinander

Wunsch- und Alptraum nah beieinander

Belgrade 6 vorläufig frei!

Ein Dorn im Auge

„Sich fügen heißt lügen“

Mühsams Bücher hatten einen großen Einfluss auf die libertären Bewegungen seiner Zeit; bereits 1932 waren viele seiner Werke in 14 verschiedene Sprachen übersetzt worden (Foto von der Mühsam Ausstellung im Buddenbrookhaus) Kpf.: Wie würdest Du das Wirken von Erich Mühsam nachzeichnen? In Eurem Verlag, der Edition Nautilus, sind von Erich Mühsam die „Unpolitischen Erinnerungen“ erschienen….

Lutz Schulenburg: „… Ja, wir haben sogar das Buch Von Eisner bis Leviné herausgegeben, eine Schrift von Erich Mühsam über seine Teilnahme an der Münchner Räterepublik, und zwar schon 1976. Insofern gehörte auch Erich Mühsam zum weitläufigen Typus des Aufbruchs der Jugend zur Jahrhundertwende, die sich ja auch aus den engen Grenzen der Geschäftigkeit herauskatapultiert haben. Und die suchende und schöpferische Unruhe dieser Jahre, die Freude am Experiment und an der Neuerung in den Künsten gegen die vorgefertigten Bahnen, haben natürlich nicht nur Erich Mühsam geprägt, sondern auch das europäische Kunstverständnis der Avantgarde zur Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg. Neuerungen in der Literatur und Kunst und Verhaltensweisen haben sich damals in größeren Zusammenhängen offenbart.

Diese Jahre haben aus dem Lübecker Apothekersohn den Literaten gemacht, den Kritiker der Spießigkeit der bürgerlichen Gesellschaft und einen Freund der Künste, einen Freund derjenigen, die auf der Suche nach Alternativen sind. Insofern kann man in Mühsam den Typus des Künstlers sehen, der sich nicht allein mit einer künstlerischen Kleinproduktion zufrieden gibt, sondern sich als revolutionärer Kämpfer sieht, als einer von denjenigen, für die Solidarität gilt, Solidarität mit allen, die mit der Welt, wie sie ist, nicht einverstanden sind. Für ihn galt das als selbstverständlich. Mühsam repräsentierte alles, was laue Köpfe und träge Herzen verdächtigte. Er war, was natürlich Rassisten und Nationalisten hassen: ein mittelloser Dichter, Spötter, Anarchist, Jude, Internationalist, Kämpfer der Räterepublik, Freund von Vagabunden, Herumtreibern, Müßiggängern, Trinkern, Chansonniers, Bohèmeleuten. Kurz, er war ein mutiger Mensch – dieser Typus zwischen Künstler und Gesellschaftsveränderer, der sich nicht damit zufrieden gibt, was ist.

Für die Nazis war Mühsam das Hass-Objekt an sich. Auch wenn sich das pathetisch anhört: Er war mutig bis zum Schluss, in dieser schlimmen und tödlichen Situation. Leute mit spiritueller Ader könnten ihn auch zum Heiligen der Gefängnisse ernennen.“

Direkte Aktion 198 – März/April 2010

Die Sklaverei unserer Zeit (Noch) keine Haft für FAU-Sekretäre

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