Editorial

This entry is part 2 of 31 in the series Direkte Aktion 193 – Mai/Juni 2009 Direkte Aktion 193 – Mai/Juni 2009 Die kämpferische Linie der algerischen Gewerkschaftsbewegung Film ab! Editorial Der Lohn der klaren Linie Leben mit der Ungewissheit Von Null auf Hundert Warum in die Ferne schweifen? Die Angst verlieren… Kolumne Durruti Sklavenhandel…

This entry is part 2 of 31 in the series Direkte Aktion 193 – Mai/Juni 2009

Direkte Aktion 193 – Mai/Juni 2009

Die kämpferische Linie der algerischen Gewerkschaftsbewegung

Die kämpferische Linie der algerischen Gewerkschaftsbewegung

Film ab!

Film ab!

Editorial

Editorial

Der Lohn der klaren Linie

Der Lohn der klaren Linie

Leben mit der Ungewissheit

Leben mit der Ungewissheit

Von Null auf Hundert

Warum in die Ferne schweifen?

Warum in die Ferne schweifen?

Die Angst verlieren…

Kolumne Durruti

Kolumne Durruti

Sklavenhandel 2.0

Catwalk

Paragraphendschungel

Paragraphendschungel

[Gedicht] Frühling

[Gedicht] Frühling

Dissen wo ihr herkommt!

Dissen wo ihr herkommt!

Mit der Kampagne erobern wir die Straße

Mit der Kampagne erobern wir die Straße

Kaputte Körper der Kunst

Hand in Hand

Alternativen praktisch denkbar machen

Hallo, Zentrale: Abtreten!

Hallo, Zentrale: Abtreten!

Die Wut kommt vom Band

Einstürzende Neubauten auf Kreuzfahrt

Nescolombia

Keine Ruhe nach dem Streik

…dem Teufel der Anarchie!

Kein Stück vom Kuchen

Kein Stück vom Kuchen

Mit 15 ein Kämpfer gegen Franco

Mit 15 ein Kämpfer gegen Franco

FAU-Ticker

FAU-Ticker

Alternativen machen Schule

Alternativen machen Schule

Diebstahl verpflichtet

Diebstahl verpflichtet

Der große Bruder

Der große Bruder

National und sozialistisch?

Krise, Krise und nochmals Krise. Es würde einem zum Hals raushängen, müsste man ob der Ernsthaftigkeit der Entwicklungen nicht dauernd schlucken. Eine definitive Nervenbelastung stellen aber allemal die reflexhaften Prophezeiungsriten zahlreicher „Antikapitalisten“ dar, die anscheinend in der Krise ein heiliges Fest sehen und das Portrait ihres gottgleich verehrten Karls einem überall auf die Nase binden müssen. Der Marxsche Rauschebart grüßt von den Plakaten aller Wände, gepaart mit den ständigen Kehrreimen zum „Ende des Kapitalismus“ und der „Revolution“. Zumindest in Berlin bekommt man heutzutage einen leichten Vorgeschmack, wie sich VietnamesInnen unter dem ständigen Blick eines Ho Chi Minh fühlen.

Als Freund der Revolution möchte ich allerdings nicht gleich so übermütig werden. Zwar warnt gar Josef Ackermann vor sozialen Unruhen, sollten seine Manager-Freunde nicht „ein Signal setzen“ und sich nicht in etwas Verzicht üben („Das ist im Interesse des sozialen Friedens und damit auch in unserem eigenen Interesse“), doch überschätzt er damit womöglich die Kratzbürstigkeit in Deutschland. Ende März ließ sich in der eigentlich für allerlei Unsinn bekannten Welt Onlineein Beitrag finden, der von der Angst der Manager vor sozialen Kämpfen wie in Frankreich handelt (näheres zu Frankreich auf S. 9). Es lohnt sich, hieraus ein paar Stellen zu zitieren:

»Hierzulande … wird der Konflikt … nicht, anders als in Frankreich oder Großbritannien, von den Gewerkschaften im Betrieb geschürt. Der soziale Frieden ist nach dem Krieg in Deutschland zum Standortvorteil geworden … Konflikte werden traditionell nicht vor Ort, sondern zentral von den Großverbänden ausgefochten. Anders sei das in Frankreich, wo die „direkte Aktion“ der Gewerkschaften im Betrieb eine wichtige Rolle spiele…«

Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Bevor in Deutschland keine andere Arbeitskampfkultur mit kämpferischen Basisgewerkschaften in ihrer Mitte entsteht (siehe dazu auch den Leitartikel), brauchen wir von revolutionären Veränderungen gar nicht erst zu träumen. Darin besteht die Hauptaufgabe der Gegenwart.

Das Brennende im Griff, das Ganze im Blick – das war schon immer die Strategie des Syndikalismus, auch in Deutschland. Allerdings hatten die deutschen SyndikalistInnen oft mit ganz anderen Widrigkeiten als andernorts zu kämpfen. (Da uns in dieser Ausgabe leider ein Beitrag der Marke „Zeitlupe“ fehlt, seien hier diese historisierenden Zeilen gestattet.) Im Ersten Weltkrieg als erste Kriegsopposition verboten, im Dritten Reich von Anfang an im Widerstand und auch in der DDR für oppositionelles Eintreten verfolgt, hat der Syndikalismus wie keine andere Bewegung in Deutschland eine Tradition im Kampf für die Freiheit.

Dennoch erdreisteten sich zuletzt u.a. lokale CDU-PolitikerInnen in Bad Segeberg – deren Tradition aus besonders fleißigem Kuschen und Anpassen in all diesen tragischen Phasen besteht – eine Hexenjagd gegen eine kleine Gruppe FAU-Jugendlicher vom Zaun zu brechen (siehe letzte DA). Hier hat jemand offensichtlich seine Hausaufgaben nicht gemacht. Denn mit solchen Methoden hat die Bad Segeberger CDU mehr mit den paranoiden Anwandlungen der DDR-Staatssicherheit zu tun als die FAU mit dem nebulösen Schlagwort des „Linksextremismus“, das eine Kleinstadt in helle Aufregung versetzte.

Aber man sieht, es bedarf anscheinend nicht viel, um den „Mächtigen“ Angst zu machen – nur ein paar SyndikalistInnen. Wie Ackermann wohl auf die reagieren würde?

Holger Marcks (Redaktion „Hintergrund“)

 

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