Geschlossene Gesellschaft im Club der Eitelkeiten

Teil 4 der DA-Kulturdiskussion

This entry is part 16 of 34 in the series Direkte Aktion 196 – Nov/Dez 2009

Direkte Aktion 196 – Nov/Dez 2009

Hauptsache billig!

Hauptsache billig!

Tödliche Arbeitsunfälle

Editorial

Editorial

Der große Bruder schaut dich an

Ziel: Hartz-IV-Sanktionen aussetzen

Ziel: Hartz-IV-Sanktionen aussetzen

Mit Folk & Country gegen die Nationalhymne

Keine Arbeit ohne Lohn!

Kolumne Durruti

Kuczynski-Preis 2009 geht an Van der Linden

Kuczynski-Preis 2009 geht an Van der Linden

Catwalk

Eine Etappe im Kampf ums Ganze

Menschenhandel bleibt Menschenhandel, bleibt doppelte Ausbeutung!

Erwerbslosenprojekte in Deutschland

Erwerbslosenprojekte in Deutschland

§§§-Dschungel

§§§-Dschungel

„Der Kampf lohnt sich“

Showdown im Tarifduell

Geschlossene Gesellschaft im Club der Eitelkeiten

Auf der Bahn

Struggle

Struggle

Zur Kultur der sexuellen Befreiung

David Thomas sieht überall nur Mère und Père Ubus

Zahlen, bitte!

Zahlen, bitte!

Aus für Kohlekraftwerk Mainz/Wiesbaden!

Aus für Kohlekraftwerk Mainz/Wiesbaden!

Streik wegen Abwrackprämie

Streik wegen Abwrackprämie

FAU-Ticker

Staatlicher Stromanbieter geschlossen

Staatlicher Stromanbieter geschlossen

Ein Leben ohne Chef und Staat – Vom Projekt A bis zum Plan B

Sonne, Sommer, Arbeitshetze

Ein mieses Spiel

Ein mieses Spiel

buw – von wegen sportlich und fair!

Gegen Orwells Horror-Vision in echt

Ein Herold des Anarchismus geht ins Land der Stille

Immer in Übereinstimmung von Ziel und Mitteln

Immer in Übereinstimmung von Ziel und Mitteln

Aufstand der Seligen

Aufstand der Seligen

da-Nr-196-Kultur-linke-Seite-unten-von-der.jpgIm Rahmen der Veranstaltungen zum 20-jährigen Geburtstag des besetzten autonomen Zentrums Rote Flora in Hamburg organisierte die Gruppe Kritikmaximierung eine Podiumsdiskussion zum Thema „Kunst, Avantgarde und gesellschaftliche Emanzipation“. Eigentlich perfekt für den 4. Teil der kulturkritischen Diskussion in der DA…

Hoch waren die Erwartungen an diesen Tag. 20 Jahre Rote Flora, ein Polit- und Kulturzentrum, das in der Debatte um Subkultur und Gentrifikation eine Vorreiterrolle einnimmt; endlich mal eine kulturkritische Diskussion vor breitem Publikum; und dann noch das Tocotronic-Konzert im Anschluss. Drei Stunden nach Betreten der Flora war diese Vorfreude einer Katerstimmung aus Kopfschmerzen und plötzlicher Müdigkeit gewichen; auch Tofu-Burger und Bier konnten hier kaum noch Abhilfe schaffen.

Kritik als Selbstbeweihräucherung

Das Konzept der Podiumsdiskussion war im Prinzip recht gut gedacht: Vier Kulturschaffende aus unterschiedlichen Bereichen mit unterschiedlichen Positionen gegeneinander antreten zu lassen, und das alles unter Einbindung des Publikums. Eingeladen waren Till Gathmann (Künstler, Leipzig), Rosa Perutz (antinationale Organisierung in der Kunst), Kerstin Stakemeier (Kunsthistorikerin, Berlin) sowie Autor und Filmemacher Stephan Geene (b_books, Berlin). Nach ihren Eingangsstatements, die meist eher einer Vergewisserung der eigenen rhetorischen Fähigkeiten als einer tatsächlichen thematischen Positionierung glichen, entspann sich eine haarsträubende Diskussion um ‚Form und Inhalt’ von Kunst. Ist es legitim, mit der bürgerlichen Ästhetik zu brechen? Ist Kritik an Hochkultur nicht per se rückwärtsgewandt? Kann ein Mensch, der nicht Chopin hört, überhaupt Kunstkritik äußern? Als Avantgarde setzten sich ReferentInnen und Publikum an diesem Abend selbst. Nicht ein einziges Mal wurde die eigene Stellung, geschweige denn die Funktion von Kunst in der Gesellschaft reflektiert. Künstlerische Tätigkeit und die Fähigkeit, darüber elaboriert debattieren zu können, galten anscheinend für sich schon als Ausdruck gesellschaftlichen Fortschritts. Und so konstruierte sich eine stolze ‚Bildungsoberschicht’ ihren Status, indem sie Belanglosigkeiten aus dem Kunststudium austauschte.

Des Pudels Kern

Allein von Seiten der Gruppe Rosa Perutz wurde im Laufe der Diskussion daran erinnert, dass es sich bei dem Ganzen doch um eine linksradikale Veranstaltung handeln sollte. Doch auch dieser Hinweis vermochte nicht, einen Bezug zur Realität oder gar zu einer eventuellen kunstpolitischen Praxis in die so genannte Diskussion zu bringen. Vielmehr trafen diejenigen ReferentInnen den richtigen Publikums-Ton, die sich am deutlichsten von jeglichen linken Umtrieben distanzierten. Der gesellschaftskritische Anspruch verkam zu einer Abrechnung mit linksradikaler Kultur und Praxis. Dies ist selbstverständlich mehr als legitim; da jedoch die gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge komplett ausgeblendet wurden, erschien solch ein Ansinnen mehr wie ein snobistisches Naserümpfen denn als ernst gemeinte, geschweige denn konstruktive Kritik. Denn tatsächlich ging es doch an diesem Abend nie um „gesellschaftliche Emanzipation“. Die Frage, ob eine Kritik oder Ablehnung bürgerlicher Hochkultur nicht in Wirklichkeit reaktionär sei, offenbarte das tatsächliche Thema: Die Zurückweisung von Kapitalismuskritik und Fundamentalopposition als veraltete, verkürzte und im Kern anti-aufklärerische Gesinnung.

Ein Kommentar von Justus Janses

Siehe auch die vorangegangenen Beiträge der DA-Kulturdiskussion:

 




 

Direkte Aktion 196 – Nov/Dez 2009

Showdown im Tarifduell Auf der Bahn

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